Tipps&Tricks

Waller-Angeln Light

Wallerangeln bedeutet nicht zwangsläufig teure Reisen an den Po oder Ebro zu buchen oder sein eigenes wallertaugliches Boot mit Echolot besitzen zu müssen. Oft hat man in seiner unmittelbaren Umgebung ein Angelrevier mit Wallerbestand. Dort wurden nur kleine, oder selten Waller gefangen? Um so besser - dann liegt es meist nur daran, daß die Fische nie richtig beangelt wurden.

Waller-Angeln Light

Das Experiment

Die Fischerei in Italien oder Spanien ist nicht 1:1 auf heimische Gewässer übertragbar. Jahreszeit und Wassertemperatur spielen hierzulande eine noch viel größere Rolle, und auch die im Durchschnitt geringere Fischgröße wirkt sich ebenso auf die Taktik aus. Nach einigen Jahren mit regelmäßigen Wallerfängen mit Fischen bis max. 1,2 m und einigen größeren verlorenen Fischen dachte ich mir, daß das nicht alles gewesen sein konnte.

Daher wagte ich ein Jahr lang den Versuch, an meinen Hausgewässern – der Donau und einem größeren Vereinssee mit einem guten Wallerbestand – nur mit Montagen und Ködergrößen zu angeln, die ich von meinen Angeltrips an den Po und Ebro kennengelernt habe. Meine Montagen waren bis zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise eher klein und einfach gewählt. Ein Grund ist, daß an meinen Revieren das Angeln vom Boot verboten ist, was das Ausbringen der Montagen erheblich erschwert.

Das Fazit war mehr als ernüchternd. In diesem besagten Jahr hatte ich in der Donau keinen einzigen Waller-Kontakt, und auch im Vereinssee war die Ausbeute überschaubar. Im Jahr darauf kehrte ich wieder zu altbewährten Taktiken zurück und hatte auch wieder gute Erfolge – unter anderem den Waller-Drill meines Lebens. Leider stieg der Fisch nach ca. 45 Minuten Drill kurz vor der Landung aus.

Jahre später bin ich mir sicher, daß der Misserfolg nicht daran lag, daß die Montagen für die Fische in meinen Revieren zu groß gewählt waren, zumal es immer wieder erstaunlich ist, welche riesigen Köder auch kleinere Waller inhalieren. Auf der anderen Seite denke ich, daß größere Köder nicht unbedingt größere Fische bedeuten, sondern eher kleinere Fische davon abhalten, sich den Köder vorher zu schnappen – und daß ein größerer Köder ggf. mehr Lockwirkung hat.

Ein entscheidender Unterschied, den ich in der Analyse meines Angeltagebuches feststellte, war, daß ich tendenziell mit schweren Montagen auch meine Angelstellen anders auswählte, um überhaupt damit angeln zu können – zumal ich ja kein Boot verwenden konnte.

Nachfolgend findet ihr ein paar Tipps, wie ihr mit größeren Montagen auch bequem vom Ufer interessante Stellen erreichen könnt.

Entfernte Angelplätze ohne Boot

Ohne Boot liegen viele potenzielle Angelplätze oft nicht in erreichbarer Wurfweite bzw. ist das Werfen der großen Montagen nicht so einfach möglich.

Montagen für den See

Für das Ausbringen von größeren Köderfischen im See, Teich oder auch einem langsam fließenden Altarm ist die Knochen-Montage eine super Lösung, welche mit der 2-Ruten-Technik ausgebracht wird. Dabei wird die Hauptrute mit einem schweren Laufblei und Wirbel bestückt. Eine zweite Rute wird im Abstand von ein paar Metern mit offenem Rollenbügel abgelegt, sodass die Schnur leicht abziehen kann. Diese Rute wird in den Wirbel der Hauptrute eingehängt. Nun wird mit der Hauptrute ausgeworfen. Danach die Schnur von der Hauptrute mit der ersten Rute langsam einziehen und dann den Knochen montieren. Zum Abschluss wird jetzt durch vorsichtiges Einholen der Hauptrute die Montage an ihren Platz gezogen.

Knochenmontage in aktion Die Knochen-Montage, ursprünglich für das Fischen mit lebenden Köderfischen entworfen, funktioniert auch super für die Präsentation von toten Köderfischen, zumal weder Wind noch eine leichte Strömung den Köder von seinem Platz treiben können. Somit kann man auch an schwierig zu beangelnden Bereichen wie z. B. Gehölz oder Seerosenfeldern ohne Hängergefahr sicher fischen.

Pro-Tipp 1: Bei der Knochen-Montage kommt es leider häufiger zu Fehlbissen oder schlecht gehakten Fischen, da der Anhieb nur schwer gesetzt werden kann. Hier empfiehlt es sich, Circle-Hooks zu verwenden, welche den Selbsthakeffekt verbessern.

Pro-Tipp 2: Auch wenn es mittlerweile Knochen günstig zu kaufen gibt, lohnt sich der Besuch im Baumarkt. Damit hat man die Möglichkeit, sich nicht nur um wenig Geld, sondern auch nach den eigenen Bedürfnissen einen Knochen mit wenigen Handgriffen selbst bauen zu können.

Eine noch einfachere Methode für das Wallerangeln im See ist die Lift-Montage. Ähnlich wie bei der U-Posen-Montage, welche im Fluss zum Einsatz kommt, eignet sich die Lift-Montage für das Auswerfen von mittelgroßen Köderfischen bzw. großen Fischstücken. Hier wird eine ganz einfache Grundmontage verwendet. Nachdem der Haken beködert wurde, wird eine kleinere Styroporkugel (Durchmesser ca. 4 cm) mit einem Abstand von etwa 15–25 cm am Haken mit einem dünnen Vorfach befestigt. Nach dem Auswerfen wird die Montage gespannt. Durch Nachgeben von Schnur kann die Tiefe, in welcher sich der Köder befinden soll, variiert werden. Da man hier mit einem relativ kurzen Vorfach und leichterem Blei fischen kann, sind damit noch bessere Wurfweiten als mit der klassischen U-Posen-Montage möglich.

Montagen für den Fluß

Die bequemste Montage für das einfache Wallerangeln im Fluss ist nach wie vor die Unterwasser-Posen-Montage (U-Pose). Dabei wird die U-Pose am mindestens 1,5 m langen Vorfach ca. 10–15 cm vor dem Haken montiert. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Modelle, welche mit Rasseln oder durch das Erzeugen von Druckwellen zusätzliche Lockwirkung bieten.

Hat man kein Kehrwasser oder eine Hafenausfahrt, an der man relativ bequem eine größere Posenmontage abtreiben lassen kann, bietet sich ein Sideplaner an. Diese ermöglichen durch ihre Bauweise, sich mit der Strömung des Flusses vom Ufer wegtreiben zu lassen. Das Angeln mit dem Sideplaner erfordert anfänglich etwas Übung, bietet aber im Vergleich zur U-Pose den Vorteil, auch über hängerträchtigen Untergrund angeln zu können.

Erfolgreich Wallerangeln im Nahbereich

Wie bei meinem Experiment bereits erwähnt, ist meine Erfahrung, daß man mit schweren Wallermontagen automatisch dazu neigt, die Angelplätze anders auszuwählen. Doch auch wenn man mit den bisher beschriebenen Methoden entferntere Plätze erreicht – das Gute liegt oft so nah! Waller folgen ihren Futterfischen, und diese dümpeln meist ganz nah am Ufer vor unseren Füßen. Der allergrößte Vorteil dabei ist, daß man seine Montagen ganz unkompliziert platzieren kann. Auch sind die Standplätze der Welse oft unter Uferböschungen, unter dem Schilf oder in das Wasser ragenden Bäumen. Ein Köder in der Nähe dieser Ruheplätze platziert, ist der erste Happen, den er sich auf seinen Raubzügen gönnen wird. Hier benötigt man oft nicht einmal eine Pose oder Blei, da der Köder direkt unter der Rutenspitze angeboten werden kann.

Besonders bei Hochwasser oder nach Regen kann man Waller im Fluss auch ganz nah am Ufer in den strömungsberuhigten Bereichen aufspüren. Das angetrübte Wasser bietet ihnen zusätzlichen Schutz, womit der Fangerfolg auch am Tag aussichtsreicher ist. Das Absuchen der Uferzonen mit der Pose oder mit der Spinnrute ist eine sehr erfolgversprechende Methode.

Ein neuer Trend: Klappstuhlangeln auf Waller

Das Wallerfischen erfreut sich großer Beliebtheit und wird heutzutage mit viel Engagement und Aufwand betrieben, da auch die Tackle-Industrie den Hype erkannt hat und fördert. Umso mehr freut mich die Bestätigung, daß auch Karl-Heinz Hörr – besser bekannt als "Waller Kalle", ein Pionier in der Waller-Szene mit seinem riesigen Erfahrungsschatz – auf einen neuen Trend setzt: dem einfachen Klappstuhlangeln auf Waller. Auch Stefan Seuß, ein wahrer Tüftler vom Team Black-Cat, hat es bereits probiert und ist begeistert von der Fängigkeit dieser einfachen Methode.

Waller angeln für Anfänger und Profis

Das einfache Ansitzangeln auf Waller ist nicht nur ein idealer Einstieg für Anfänger, die unkompliziert mit dem Wallerangeln beginnen möchten. Auch erfahrene Wallerangler profitieren von dem reduzierten Aufwand dieser Methode, da sie mit minimaler Vorbereitung spontane und flexible Angelausflüge ermöglicht. So können günstige Bedingungen am Gewässer schnell genutzt werden – ein klarer Vorteil gegenüber aufwendig geplanten Trips, die womöglich zum falschen Zeitpunkt stattfinden. Ob Einsteiger oder Profi: Das Ansitzangeln auf Waller verbindet Effizienz mit Erfolg und macht Welsangeln einfacher und zugänglicher.